Strategische Ansätze im Lieferkettenmanagement
Im aktuellen CEO-Outlook, einer regelmäßig von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG veröffentlichten Befragung, antworteten mehr als die Hälfte der Manager, dass ihre Lieferketten nach wie vor unter Druck stehen und sie daran arbeiten, ihre Einkaufsstrukturen zu stabilisieren. Dabei sind drei wesentliche Strategien zu beobachten:
Mehr Regionalisierung: Wenn der Transport von Vorprodukten weltweit stockt, liegt es nahe, die Produktion und vorgelagerte Lieferketten für bestimmte Märkte zu regionalisieren. In kleinerem Maßstab haben Unternehmen dies bereits während des Brexits praktiziert und ihre Produktionsstätten verlagert oder die Lieferanten gewechselt. Nun, nach den Erfahrungen während der Pandemie, regionalisieren sie ihre Beschaffung weiter, sodass eine Störung in den USA oder in China keine Auswirkungen auf das Europageschäft hat und umgekehrt.
Mehr Recycling: Gefördert durch den politisch gewollten Wandel zu mehr Nachhaltigkeit, könnte die gegenwärtige Materialknappheit auch die Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa stärken. Recycling, etwa von Kunststoffen oder Textilien anstelle einer noch weit verbreiteten thermischen Verwertung, erschließt neue Rohstoffquellen. Konzerne wie Audi und BMW arbeiten bereits daran, den Anteil von wiederverwertbaren Materialien in ihren Fahrzeugen deutlich zu steigern. Auch in der Kunststoffindustrie beginnt ein Umdenken, um den Einsatz von Öl und Gas als Primärrohstoffe zu verringern.
Mehr Transparenz durch Technologie: Die Bedeutung des Einkaufs und des Supply-Chain-Managements für den Unternehmenserfolg wächst. Und mit ihr der Digitalisierungsdruck in diesem Bereich. Bisher haben Unternehmen ihre Lieferketten auf Effizienz getrimmt. Nun gehe es vermehrt um Sicherheit und Resilienz, bestätigen die von KPMG befragten Manager. Helfen sollen Künstliche Intelligenz, digitale Vorhersagetools oder Live-Daten vom Transport. Dabei sind sich die Unternehmen bewusst, dass sie ihre Daten innerhalb ihrer Lieferkette freigeben und mit Partnern austauschen müssen – ein vermeintliches Risiko, das sie gegenwärtig bereitwillig eingehen, um größere Risiken zu verringern.