Mehr Resilienz durch Reshoring und Near-Shoring
Eine Möglichkeit, um die Lieferkettenprobleme dauerhaft abzumildern, sehen Experten im sogenannten „Reshoring“ und „Nearshoring“ – also darin, Prozesse, die einst wegen günstiger erscheinender Produktionsbedingungen beispielsweise in Niedriglohnländer verlagert worden waren, (wieder) näher an die Absatzmärkte des eigenen Unternehmens zu holen: „Das Ziel sollte sein, lokal für die lokalen Märkte zu produzieren", bringt es Schmidt auf den Punkt. So sollte ein Unternehmen beispielsweise „für seine nordamerikanischen Kunden zukünftig möglichst in Nordamerika produzieren, in Südamerika für seine südamerikanischen Kunden und so weiter.“
Solch eine lokale Produktion verringert nicht nur Lieferkettenrisiken, sondern auch Logistikkosten und unterstützt gleichzeitig Nachhaltigkeitsaspekte, die in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen werden. „Zu eindimensional“ wäre es dagegen laut Schmidt, wenn Mittelständler nun die Produktion für alles, was sie weltweit verkaufen, beispielsweise aus China einfach zurück nach Europa holen.
Mit seiner Einschätzung ist er nicht allein: „Eine Deglobalisierung ist illusorisch“, sagt Lisa Fröhlich, Präsidentin der CBS International Business School und Professorin für strategisches Beschaffungsmanagement, die sich schwerpunktmäßig mit nachhaltigem Lieferkettenmanagement beschäftigt. „Ich kann aber anders mit der Globalisierung umgehen: indem ich dort produziere, wo die Ware gebraucht wird – Stichwort Direktinvestition.“ Hintergrund: Durch Investitionen in lokale Produktionsprozesse im jeweiligen Bestimmungsmarkt, die beispielsweise große Konsumgüterkonzerne schon umgesetzt haben, sichert ein Unternehmen die Wertschöpfungskette besser ab, als wenn es ständig die Lieferanten wechselt.